Dresden stellt sich Pegida – immer wieder
Noch ganz präsent sind die Eindrücke vom vergangenen Samstag, dem 29. August, an dem eine mit dem Label „Sturm auf Berlin“ angekündigte Großdemonstration den medialen Diskurs beherrscht.
Aus einem Sammelbecken verschiedenster Teilnehmer*innen, darunter die selbsternannten Querdenker, Verschwörungsideolog*innen, aber allen voran, zahlreiche rechtsextremistische Kräfte und Reichsfahnen schwenkende – nein, das sind keine Chaoten – Demokratiefeinde. Es gab einen großen Aufschrei, nachdem einige von ihnen Polizeiabsperrungen durchbrochen und die Treppe des Reichstagsgebäudes belagerten und lediglich von nur drei Polizisten vom Eindringen abgehalten werden. Ebenjene Beamten wurden zum Dank für ihren Einsatz für unsere Demokratie und zum Schutz unseres höchsten Parlamentes sogar zum Bundespräsidenten eingeladen. Diese Bilder sorgen im Rest Deutschlands für Überraschung und Bestürzung. In Dresden jedoch ist es traurige Realität geworden, dass Pegida-Teilnehmer*innen mit ihren Reichsfahnen und ihrer menschen- und demokratiefeindlichen Ideologie jeden zweiten Montag an der Frauenkirche – dem „Symbol der Versöhnung“ – das Stadtbild bestimmen.
Nachdem es bei den letzten Versammlungen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Teilnehmer*innen beider Lager kam (unter anderem nach expliziten Aufrufen von Lutz Bachmann), wurden am gestrigen 31. August beide Demonstrationen nun durch Hamburger Gitter voneinander getrennt. Nichtsdestotrotz befand sich bereits vor Beginn der Gegenkundgebung ein in einer Deutschlandfahne gehüllter Mann auf der Versammlungsfläche des Gegenprotests, woraufhin es zu Rangeleien kam. Nach Eröffnung der Pegida durch ihren neuen Versammlungsleiter Thomas Walde legten die bekannten Gesichter der Bewegung ihr Augenmerk hauptsächlich auf Selbstbeweihräucherung, Durchhalteparolen und vor allem Diskreditierung politischer Gegner und Beleidigungen des Gegenprotestes. Die aufgeheizte Stimmung übertrug sich auch auf den anschließenden Spaziergang durch die Altstadt. Bei zahlreichen Blockaden auf der Schloßstraße sowie der Wilsdruffer Straße gingen die zahlreich aufgestellten Polizist*innen nach bzw. trotz angezeigter Versammlungen gewaltsam dazwischen. Zu den heftigsten Auseinandersetzungen kam es folglich auf der Straßenbahntrasse. Eine Person, die bereits am Boden lag, wurde von zwei Beamten zur Seite geschleift und mit Pfefferspray angegriffen.
Muss eine Demokratie das aushalten wollen? Sollten wir die Sorgen derer ernst nehmen, die mit der Reichsfahne, einem seit der Weimarer Republik durch und durch antidemokratischen Symbol, durch die Straßen ziehen? Kommen wir weiter, wenn wir uns die Hassbotschaften und Verschwörungserzählungen geduldig anhören?
Nachtrag von der Blockade #dd3108 pic.twitter.com/R3Zir1dmoH
— GGUltras (@ultras_gg) August 31, 2020
Pegida marschiert nunmehr seit fast sechs Jahren durch Dresden und es macht den Eindruck, als wäre erst durch die Geschehnisse in Berlin im bundesweiten Diskurs angekommen, dass wir ein Problem haben, dass uns alle betrifft. Während die Polizei und die Dresdner Versammlungsbehörde wieder einmal als politische Akteure auftreten, ist klar: Es braucht den antifaschistischen Gegenprotest, damit Hass und Hetze nicht unwidersprochen bleiben. Wieso duldet Dresden, was in Berlin zurecht angeprangert wird?
Vielen Dank an Dresden Nazifrei, Nationalismus raus aus den Köpfen und die Antifa Dresden Ost sowie die zahlreiche und laute Unterstützung aus Chemnitz.
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