Demoreport Rostock Lichtenhagen am 27.08.
Am Samstag, den 27.08, fand eine Gedenkdemonstration mit dem Motto: „Erinnern heißt verändern“ in Rostock Lichtenhagen statt. Mit rund 5000 Teilnehmer*innen war dies eine der größten linken Demonstrationen der letzten Jahre.
Anlass war der 30. Jahrestag der Pogrome von Lichtenhagen. In den Tagen vom 22. August bis 25. August 1992 wurde die ZAst (Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber) und das vietnamesische Wohnheim im Sonnenblumenhaus Ziel rechtsradikaler Angriffe. Aus dem gesamten Bundesgebiet reisten Gewaltbereite Rechtsradikale nach Rostock, diese wurden vor Ort durch die applaudierende Bevölkerung bei ihren Angriffen unterstützt.
Damit diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten und sich nicht wiederholen, zog die Demonstration über 3,5 Stunden durch Rostock-Lichtenhagen und angrenzende Stadtteile. Im Verlauf gab es zwei Zwischenkundgebungen. Die Redebeiträge thematisierten und erinnerten oft an die Pogrome von 1992. Die Sicht der Betroffenen und der Sinti und Roma stand dabei oft an erster Stelle. Es wurde auch darauf aufmerksam gemacht, dass den Betroffenen des Pogroms immer noch keine Entschädigung zugesagt wurde oder der deutsche Staat weiterhin Menschen abschiebt.
Im Vorfeld der Demonstration des Bündnisses „Gedenken an das Pogrom. Lichtenhagen 1992“ gab es eine sehr große Mobilisierung – Antifaschistische Gruppen aus dem nördlichen Bundesgebiet (z.B. Hamburg, Berlin, Bremen oder Hannover) organisierten Bus- oder Zug-Anreisen. Diese verliefen ohne nennenswerte Zwischenfälle – am Ort der Startkundgebung nahm die Polizei, Nummernschilder und Anzahl der Insassen der Hamburger Busse auf.
Vor Ort bildeten diese Gruppen einen ca.600 Personen großer Antifablock. An beiden Seiten des Blocks wurden Seitentransparente mit der Aufschrift: „Die Pogrome von Morgen Verhindern“ gehalten. Auf der Warnowalle breitet dieser Block einen Dachtransparent aus. Mit dem Spruch „Nazis auf´s Maul!“ sollte damit auf einen Antifaschistischen Kampf gegen rechte Strukturen in ganz Deutschland aufmerksam gemacht werden.
In den weiteren Blöcken drückten Anwohner*innen, Zeitzeug*innen, Organisationen und Gewerkschaften ihr entsetzen aus – machten aber auch darauf aufmerksam, dass in den letzten Jahren ausländerfeindliche Parolen immer lauter geworden sind und auch in Gewalt gegenüber Asylsuchenden endeten.
Am Anfang wurde durch die Versammlungsleitung auch darum gebeten auf Pyrotechnik zu verzichten – das Sonnenblumenhaus wurde an den Tagen im August 1992 mit Molotow-Cocktails beworfen, Pyrotechnik würde daher dem Gedenken und den Betroffenen nicht gerecht werden.
Den Aufzug über gab es nur vereinzelt, verbale Anfeindungen gegen die Demonstration. Anwohner*innen eines Wohnblocks neben dem Sonnenblumenhaus äußerten: „Die [Teilnehmer*innen der Demonstration] sind doch noch zu jung, für die Geschichte.“ oder „Die haben das doch gar nicht miterlebt.“. Während der zweiten Zwischenkundgebung und dem nachfolgenden Aufzug explodierten zwei Böller in umliegenden Wohnhäusern. Inwiefern diese sich gegen die Demonstration richteten, ließ sich nicht verifizieren.
Die Polizei war mit sehr wenigen Kräften vor Ort – eine sehr defensive und zurückhaltende Taktik prägte den Einsatz. Dadurch kam es zu keinen Repressionsmaßnahmen – andere Bundesländer können da noch einiges lernen!
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